Montag, 4. Oktober 2010

Goodbye Malawi

Goodbye Malawi! Leider musste ich mich am Samstag von dem wunderschönen Land und dessen herzlichen Menschen verabschieden. Obwohl ich nur eine kurze Woche dort war, habe ich mich doch sehr schnell wie in einem zweiten zu Hause gefühlt. Das lag bestimmt an den Menschen dort, die mir dieses Gefühl von Willkommensein und Dazugehören vermittelt haben.



Ich habe viele schöne, besondere, überraschende, faszinierende, schockierende und traurige Momente erlebt und viel Erfahrung mitgenommen.
Ich bin wahnsinnig glücklich, dass ich die Chance hatte, diese Reise zu machen, der Kultur des Landes etwas näher zu kommen und die Lebensweise der Menschen dort hautnah zu erleben. Ich hatte die Gelegenheit in von UNICEF unterstütze Projekte zu gehen und zu erfahren, wie die verschiedenen Parteien zusammenarbeiten und einander mit viel Fleiß und Motivation unterstützen.
Ich habe viele Freundschaften geknüpft, sowohl unter den Gruppenmitgliedern (von denen, muss ich zugeben, schon einige vermisse und es sich ungewohnt an fühlt, sie nicht als erstes nach dem Aufstehen zu sehen), als auch mit den Mitarbeitern von UNICEF Malawi, den Freiwilligen in den Projekten und vor allem vielen Kindern, denen ich begegnet bin und mit denen ich mal mit, mal auch ganze ohne Worte wertvolle Zeit verbringen durfte.

 
Es hat einige Kinder gegeben, deren Schicksal mich sehr berührt hat und die ich am liebsten mit mir mit genommen hätte um ihnen selbst die Aufmerksamkeit und Liebe zu geben, die sie in ihrer Kinderheit vielleicht nie erfahren werden.

Doch das ist keine Lösung, es gibt zu viel Kinder die auf Hilfe angewiesen sind und UNICEF versucht schließlich immer, allen Kindern eine Chance zu geben und nicht nur eines zu bevorzugen, wie es bei einer Patenschaft der Fall ist.
Ich bin sehr stolz auf die Arbeit, die UNICEF in diesem Land geleistet hat  und mir haben die Projekte, die Schulen, Krankenhäuser und Child Care Center eine Menge Mut und Motivation mit auf den Weg gegeben. Ich bin aus Malawi zurück gekommen mit einer großen Hoffnung auf die Zukunft, eine Zukunft in der wir alle uns zusammen einsetzen für die Kinder dieser Welt und damit versuchen jedem Kind eine Chance auf eine richtige Zukunft zu geben. Denn es heißt doch nicht grundlos:

UNICEF 
Gemeinsam für Kinder!

Theatergruppe des Nkhatabay District Hospitals (30.9.10)

Im Nkhatabay Dirstrict Hospital sollte uns noch etwas ganz besonderes erwarten: eine Vorstellung eines Theaterstücks der Drama Group, die in Verbindung mit dem Krankenhaus es sich zur Aufgabe macht, möglichst viele Menschen über HIV/AIDS zu informieren und von einem Test zu überzeugen.
Auch wenn das Stück in Chichewa präsentiert wurde, so konnten wir trotzdem sehr gut erahnen um was es gerade ging. Mit viel Humor und Offenheit wurde ein typisch afrikanisches Pärchen dargestellt, das ein Baby erwartet, dessen Mutter bei dem AIDS-Test erfährt, dass sie HIV-positiv ist. Dabei werden die Ängste vor dem Test thematisiert, die Rolle zwischen Mann und Frau und warum es wichtig wäre, dass beide Elternteile mit zur Kontrolle kommen und wie gut die Aussichten trotz eines solchen Ergebnisses für Mutter und Kind sind.



Das afrikanische Publikum schien sich sehr zu amüsieren und obwohl ich nicht viel Verstand, war ich schnell von den Schauspielkünsten der Mitwirkenden überzeugt und begeistert.
Die Theatergruppe, welche aus 30 Mitgliedern besteht, besucht einmal wöchentlich eines der umliegenden Dörfer und präsentiert ein solches Theaterstück inklusive Gesang und Tanz. Bei diesen handelt es sich bei allen um Freiwillige!
Obowhl sie selbst nicht viel Geld und Zeit haben, haben sie es sich zur Aufgabe gemacht, dieses wichtige Thema zu publizieren und die Menschen zu überzeugen. Sie führen nicht nur ihr Stück in den jeweiligen Dörfern auf, sondern kommen danach auch mit den Menschen ins Gespräch und versuchen weiter Überzeugungskraft zu leisten.
Ich durfte mit einer Frau sprechen, die sich der Gruppe angeschlossen hat, nachdem sie erfuhr, dass sie selbst HIV-positiv ist. Seitdem Test geht es ihr körperlich viel besser, da sie zuvor unter starken Symptomen, wie Fieber und Kopfschmerzen zu leiden hatte.
Auch die anderen fanden ihre Motivation durch HIV-Fälle in der eigenen Familie oder im Freundeskreis. Wie wichtig eine solche Arbeit ist, wurde mit Sicherheit in meinem vorherigen Blogeintrag über die Situation in Malawi, deutlich.
Und wieder bin ich begeistert von dem Engagement der Menschen hier sich selbst zu helfen! Wenn alle zusammen arbeiten kann schließlich am meisten erreicht werden.

Samstag, 2. Oktober 2010

Nkhatabay District Hospital (30.9.10)

Zu den größten Problemen Malawis gehört mit Sicherheit HIV/AIDS. Die Rate der HIV-Infizierten liegt bei über 12 %.
AIDS ist dafür verantwortlich, dass ein großer Teil der mittleren Generation „ausgestorben“ ist und viele Waisenkinder (490.000), die oftmals von ihren Großeltern betreut werden, zurückbleiben. Ein Hauptgrund für die sehr erschreckend hohe HIV-Rate ist mangelnde Bildung. Viele Menschen haben nicht einmal eine Idee, was es mit der Krankheit auf sich hat und wie sie übertragen wird. Auch die, die es wissen, vermeiden es meist darüber zu sprechen, denn in vielen Dörfern in Malawi gilt die Krankheit als Tabu.
Wichtig ist, dass so viele Menschen wie möglich und vor allem Frauen auf HIV getestet werden! Die Angst vor dem Ergebnis ist jedoch meistens zu groß und so wird das Thema meistgehend totgeschwiegen.
Doch auch verschiedenste Traditionen sorgen für die Verbreitung des HI-Virus. Da viele hoch angesehene Heiler unrealistische Theorien aufstellen, wie man sich vor AIDS schützen kann, ist das Risiko der Verbreitung noch mehr erhöht. So gilt in manchen Teilen die Theorie, man könne sich vor AIDS schützen, indem man mit einer Jungfrau schläft bis hin zum schlafen mit der eigenen Tochter, als sichere Vorbeugung.
Doch zum Glück hat die Aufklärungsarbeit in Malawi schon deutliche Fortschritte gemacht (wie in meinem nächsten Blog-Eintrag zu erkennen sein wird) und ich war erstaunt wie offen doch viele Menschen hier mit dem Thema umgehen.
Im Nkathabay District Hospital, welches wir heute besuchten, liegt der Schwerpunkt auf dem Verhindern der Übertragung von HIV von der Mutter auf das Kind.
Schwangeren Frauen sollen vorerst einmal davon überzeugt werden einen HIV-Test zu machen und ihnen soll die Möglichkeit zur regelmäßigen Kontrolle vor und nach der Schwangerschaft gegeben werden.
Für die Menschen hat sich schon sehr viel verändert, doch die Situation ist nach wie vor sehr schlecht: Das Krankenhaus ist das einzige in einem Umkreis von 200.000 Menschen – in diesem Krankenhaus arbeiten gerade mal zwei (!) Ärzte und ansonsten einige Krankenschwestern und medizinische Assistenten.
Die Frauen kommen deshalb von sehr weit her. Eine Frau, die bereits sechs Kinder hat und nun Zwillinge erwartet, war trotz Schwangerschaft den Weg von 25 Kilometern zu diesem Krankenhaus gelaufen. Sie ist eine von geschätzten 100 Frauen am Tag, die dort hinkommen um am selben Tag wieder nach Hause zu gehen.
Ist bei einer schwangeren Frau also der HIV-Test positiv, so bekommt diese bestimmte Medikamente zur Verhinderung der MTCT (Mother to child transmission of HIV) währen der Schwangerschaft um die Übertragung der Virus bei der Entbindung zu verhindern. Doch auch das Stillen stellt ein großes Risiko für die Frischgeborenen dar, deshalb werden die Frauen angeleitet eine Woche lang nach der Geburt alle 12 Stunden dem Baby die wichtigen Medikamente zu verabreichen. Nach 6 Wochen werden die Babys noch einmal auf HIV getestet.

Allein in 2008 waren 90.000 Kinder zwischen 0-14 Jahren mit HIV infiziert, ein Drittel von ihnen sollte ihr erstes Lebensjahr nicht überleben, solang diese keine Therapie erhielten. 

Freitag, 1. Oktober 2010

Water and Sanitation Program (29.09.10)

Nach dem Child Care Center hatten wir die Gelegenheit in ein Dorf zu fahren, in dessen Primary School im Jahr 2002 Dank Unicef wichtige sanitäre Anlagen, das heißt getrennte Toiletten für Jungen und Mädchen und eine Wasserpumpe gebaut werden konnten.


Es war sehr erfreulich zu sehen, wie gut alles noch in Stand war und sich die Community um alles gekümmert hat.


Das Schul-Komitee hat sich sogar ein besonderes Hand-washing System überlegt, dass die Kinder dort lernen sich vor dem Essen und in anderen Situationen richtig die Hände zu waschen. Das System ist einfach: ein Draht an dem der untere Teil einer Plastik-Fantaflasche hängt, durch deren Löcher das Wasser wie aus einem Wasserhahn laufen kann.


Damit jedes Kind sich auch richtig die Hände wäscht, soll jeder dabei ein kleines Gebet aufsagen.


Die Pumpe ist sehr wichtig für die Schule, da sie dafür gesorgt hat, dass es die letzten Jahre keine Cholera-Fälle mehr dort gegeben hat!


Eine weitere Pumpe wurde Anfang des Jahres für das ganze Dorf installiert und soll über 1000 Menschen mit Wasser versorgen. Zuvor musste dieses aus einer ungeschützten Quelle, einem Wasserloch in der Nähe geholt werden.


Durch unsauberes Wasser entwickeln sich schnell einfache Krankheiten, die ohne wichtige ärztliche Versorgung schnell zum Tod führen können.


Ich habe heute wieder eine wichtige Tatsache festellen können:


Die Arbeit die Unicef leistet, ist Dank der Engen Zusammenarbeit zwischen Unicef, der Regierung, anderen Organisationen und vor allem den Dorfbewohnern nachhaltig.


Die Menschen sind so motiviert und engagiert, helfen bei Organisation und Entwicklung der Projekte, bringen sich selbst initiativ ein und entwickeln eigene Ideen und man kann sich sicher sein, dass sich darum gekümmert wird, wenn mal etwas kaputt gehen oder ersetzt werden sollte.


Unicef liefert praktisch einen Anstoß, eine finanzielle Unterstützung, ohne die die verschieden Projekte nicht möglich wären und schult die Freiwilligen Helfer, damit danach das Projekt auf eigenen Beinen stehen kann.


In diesem Wasserprojekt zahlt sogar jeder Haushalt im Monat 100 Kwatscha (50 Cent) um im Falle einer Reparatur-Notwendigkeit die Ersatzteile selbst bezahlen zu können.
Ich bin der Meinung, dass solch engagierte Communities es wirklich verdient haben unterstützt zu werden.
Im Dorf durfte ich noch einmal ein kleines sehr süßes Baby auf den Arm nehmen:





Mittwoch, 29. September 2010

Der schönste und traurigste Tag - Besuch des Child Care Centers

Heute sind wir ins das Projekt gefahren, auf welches ich mich am meisten gefreut hatte: das Community Based Child Care Center für besonders gefährdete und Waisenkinder zwischen 2 und 5 Jahren. Im Moment wird dort 88 Kinder der Aufenthalt über den Tag angeboten und ebenfalls eine Mahlzeit, für alle die einzige am Tag.  Ich war jedoch nicht wirklich darauf eingestellt, was mich dort erwarten würde.


Als wir ankamen wurden wir wieder sehr herzlich empfangen, die Kinder und Frauen, die sich dort freiwillig als „Care givers“ engagierten, tanzten, sangen und winkten freudig.


Wir bekamen erst eine kleine Einführung von den Mitarbeitern, die sich wahnsinnig über unseren Besuch freuten und uns willkommen hießen.


Ich war wieder mal sehr beeindruckt über den Einsatz und das Engagement der freiwilligen Frauen und Männer, die sich aktiv der Kinder annehmen und ihre Zeit dafür verwenden sich zu kümmern und vor allem den Waisen einen Elternersatz zu sein.


Schließlich sollten wir Zeit bekommen mit den Kindern zu spielen. Als ich den Spielraum betrat, in dem ungefähr 30 kleine Jungen und Mädchen saßen und mit Spielklötzchen, Handpuppen und Kuscheltieren spielten, setzte ich mich einfach mal dazwischen um einen ersten Annäherungsversuch zu starten.






Ich musste jedoch schnell fest stellen, das viele von Ihnen nicht nur schüchtern und sehr verschlossen waren, sondern das manche sogar aus anderen Gründen nicht ansprechbar waren. Viele Blicke waren leer, die Augen tränten, die Näschen waren verschmiert. Beim Blick in manche Kinderaugen wurde mein Herz ganz schwer und ich musste mich sehr zusammen reißen um dieser traurigen Situation stand zu halten.


Ich denke jedoch die Bilder sagen mehr als 1000 Worte!



Die Kinder waren zum Teil sehr erschöpft vom Spielen und schliefen einfach im Sitzen ein und kippten dann Kopf über auf den Boden. Die Betreuer brachten sie dann gleich in den Schlafraum. Nach einer halben Stunde hatte sich das Blatt gewendet. Ich hatte begonnen etwas unauffällig mit zu spielen und Blickkontakt aufzunehmen. Die Handpuppen boten eine gute Möglichkeit einen etwas näheren Kontakt herzuschnellen.


Schnell war die Situation aufgelockert und die Kinder lachten, spielten gemeinsam mit mir, wir kämpften gegeneinander mit unseren Handpuppen und nach und nach wurden auch andere neugierig und setzten sich dazu.


Von einem sehr lebhaften kleinen Jungen (siehe unteres Bild) bekam ich sogar ein selbstgemachtes Bild geschenkt, auf dem er erste Schreibversuche unternommen hatte.


Trotzdem gab es noch einige Kinder, die sich nicht integrieren ließen und regunglos am Rand saßen.


Es war erstmals so, dass ich den Kindern wirklich angesehen habe, dass es ihnen nicht gut geht. Viele waren körperlich durch Unternährung zurückgeblieben und kleinwüchsig.


Ein Mädchen, das anfangs auch sehr schüchtern war interessierte sich ganz besonders für mich und vor allem meine andersfarbige Haut. Sie strich mir immer wieder langsam über den Arm und nahm meine Hand.


Ich habe wirklich das Gefühl, dass ich zu einigen Kindern eine richtige Beziehung und Freundschaft aufgebaut hatte. Dies machte mir umso schwerer wieder zu gehen und sie einfach zurücklassen zu müssen.


 



Mir fiel es wirklich sehr sehr schwer zu gehen und besonders bewegt hat mich der Moment indem noch einige Kinder zu mir gerannt kamen und meine Hand griffen. Dieses Bild wird mir noch sehr lange in Erinnerung bleiben.










Es ist so hart zu wissen, dass es für die meisten Kinder dort keine Perspektive gibt. Viele von ihnen haben ihre Eltern verloren und ohne Unterstützung ist der Lebensweg sehr schwer. Ich möchte gar nicht dran denken wie es ihnen gegangen wäre, wenn es dieses Projekt, die Unterstützung von Unicef und den Einsatz der Menschen dort nicht geben würde!

Dienstag, 28. September 2010

Primary School die zweite (& ich habe ein baby gehalten!! )

Der gestrige Tag endete nicht so fröhlich wie ich es mir eigentlich vorgestellt hab: Die vierstündige Fahrt war zwar super spannend und es war faszinierend zu sehen wie sich das Land und dessen Vegetation veränderte, umso näher wie an den Malawi-See kamen. Von einer roten trockenen Landschaft wechselte es zu einer grünen, spriesenden Landschaft, voller Bananenpllanzen, Affenbrotbäumen, Riesenkakteen und und und.


Wir kamen sogar an einem Wald aus Gummibäumen vorbei, wo wir sogar die Gelegenheit hatten, einen echten handgemachten Kautschuk-Fußball von einem Jungen am Staßenrand zu kaufen. Doch im Hotel musste ich leider feststellen, dass das versprochene Internet leider nicht vorhanden war.


Nicht dass ich nicht ohne Internet leben könnte, doch ich war sehr geschockt und enttäuscht, dass das mit meinem Blog wohl nichts mehr werden würde. Umso glücklicher bin ich jetzt, dass ich nun die Möglichkeit habe euch ein bisschen von den letzten zwei Tagen zu erzählen :)!
LEIDER muss ich schon gleich wieder aus dem Internet, deshalb so knapp wie möglich der heutige Tag zusammengefasst:

Heute haben wir uns eine weitere Primary School angeschaut und ich muss sagen ich war noch nie in meinem Leben so beeindruckt und berührt wie am heutigen Morgen, als wir dort ankamen. Der Empfang war mehr als großartig gestaltet: hunderte Kinder empfingen uns singend, tanzend und winkend und stürmten sofort auf uns los, als wir aus den Autos ausstiegen. Ich habe von dieser Szene einen kleinen Filmmitschnitt, kann diesen aber leider nicht hochladen weil es zu lange dauert. 
Man empfing uns mit offenen Armen, Lehrer, Elternkomitee und Mütter aus dem Mütterkomitee waren versammelt um uns zu begrüßen und uns herzlich für unsere Unterstützung von Deutschland aus zu danken.
Nach einigen Reden der Schulleiterin, Lehrern, des Dorfältesten und anderen Personen bekamen wir die Möglichkeit uns einfach mal - und jeder auf seine eigene Weise - unter die Kinder zu mischen um Kontakte zu knüpfen. Wir tanzten zusammen, sangen afrikanische Lieder und als ich mein Fotobuch mit einigen Bildern meiner Familie, meiner Stadt und Unicef-Gruppe herausholte brach das totale Chaos aus :D 
Die Zahl der Kinder die neugierig versuchten einen Blick auf die Fotos zu erhaschen wuchs rasch von 10 auf mindestens 50. Da ich in die Hocke gegangen war, konnte ich nichts mehr außer den vielen neugierigen Kindergesichtern sehen und fand später auch kaum mehr eine Möglichkeit aus dieser Kindermenge mehr zu entkommen :)

Einige Kinder hatten nun noch verschieden3 Tänze, Lieder und Gedichte für uns vorbereitet und gaben sich mit Kostümen und großem Einsatz sehr viel Mühe uns zu begeistern - was sie auch geschafft haben. Schließlich wurde es Zeit für das "feeding project". Alle Kinder erhalten in dieser Schule eine warme Mahlzeit, nämlich ein Becher voll süßlichem Brei aus Soja, Mais und Erdnüssen.
Alle Kinder wirkten wahnsinnig glücklich und ließen einen komplett die Realität vergessen. Leider ist diese doch sehr dürftige Mahlzeit für die meisten dort die einzige am Tag!!!!! Die Kinder wachen hungrig auf, bekommen kein Frühstück, müssen oftmals zwei Stunden barfuß zur Schule laufen und das Abendessen fällt natürlich auch aus. Eine Mahlzeit am Tag ist hier Gewohnheit, mehrmals essen - das gibt es nicht.
Bei manchen Kindern konnte man die Unternährung deutlich feststellen. Merkmale wie heller werdende Haare, Blähbäuche oder dünne Ärmchen erinnern einen deutlich daran. :(

Auch die Kleidung der Kinder wieß auf ihre Armut hin: dreckige völlig zerissene Kleidchen und T-Shirts wurden von den meisten getragen. 

 


Es waren auch einige Frauen da, die ihre Babys auf dem Rücken trugen. Die Kleinen waren alle so super süß, dass ich es einfach nicht lassen konnte danach zu fragen, ob ich nichtmal eines auf den Arm nehmen darf :)
Und ich hatte Glück: Nachdem das erste Baby fotografiert wurde, kamen schon die nächsten Frauen und setzten ihre Kleinen einfach vor mich auf die rote Erde. 









 

Leider sind die Bilder nicht ganz so gut geworden wie ich es mir erhofft habe, aber vielleicht habe ich Morgen noch einmal die Chance, denn das geht es ins Child Care Center für Waisenkinder zwischen 0 und 6! :)





Miteme Primary School (27.9.10)

Heute durften wir wie schon angekündigt das erste Unicef Projekt besuchen, doch bevor es los ging, bekamen wir noch ein kurzes sehr interessantes Briefing von Unicef Malawi. Auch wenn wir bereits vorher viel über das Land und dessen Probleme wussten, haben wir doch einiges erfahren, was uns neu war und manches davon ziemlich schockierend.

Schließlich sollten wir mit den vier riesigen Landrover von Unicef zur Miteme Primary School gebracht werden. Endlich konnte ich das Land durch die Scheiben des Jeeps erleben und jede Sekunde der Fahrt war ein absolutes Erlebnis. Von Frauen in bunten Gewändern, die ihre Babys auf dem Rücken trugen, Fahrradfahrer die ihr ganzes Hab und Gut auf dem Gepäckträger zu transportieren schienen, kleinen Märkten, wunderschönen Dörfern mit Strohhüttchen bis hin zu unzähligen Kindern, die begeistert anfingen zu winken und zu schreien sobald sie uns sahen.
Ich kam mir anfangs nicht sehr wohl dabei vor, in diesem doch etwas protzigen Jeep als Unicef-volunteer an den Menschen vorbei zu fahren, doch warum dieser so nötig war, verstand ich spätestens als die gepflasterte Straße endete und der abenteuerliche Weg durch die ländliche Gegend begann.
Vieles mag zwar so sein wie man es sich vorstellt, doch irgendwie ist trotzdem alles anders. Es ist ein ganz außergewöhnliches Gefühl Afrika wirklich zu erleben und nicht nur auf Fotos zu sehen.
Ich habe die allein die Fahrt wahnsinnig genossen und wäre sogar bereit gewesen die gesamte Strecke zu laufen und in jedem Dorf (alle waren einzigartig für sich) anzuhalten und mich mit den Menschen dort zu beschäftigen.
Also wir in in der Miteme Primary School ankamen, wurden wir herzlich vom Direktor und einigen Lehrern begrüßt. Diese von UNICEF gebaute Schule ist „child friendly“ und bietet Platz und Bildung für alle Kinder aus den umliegenden Dörfern zwischen 5 und 16 Jahren. Sie wurde mithilfe des Dorfältesten, welcher mit einigen Eltern ein Schul-Commitee gründet hat in die Realität umgesetzt. 



Es ist erstaunlich wie eng Unicef mit den Dörfbewohnern zusammen arbeitet und es hat mich sehr gefreut zu sehen, wie sehr die Menschen dort die Hilfe von Unicef schätzen und selbst die Initiative ergreifen!

An den Klassengrößen kann man sehr gut erkennen, wie groß das Problem des Schulabbrechens ist. Während in der 1. Klasse fast 200 Kinder sind, wird die 8. von nur 36 besucht.
Anschließend durften ein bisschen am Unterricht teilnehmen und bekamen sogar einige Lieder zur Begrüßung gesungen. 




Mir bot sich sogar die Gelegenheit etwas mit einem Jungen aus der 5. Klasse zu reden: Allex Devison (der Junge rechts von mir) ist zwölf Jahre alt und wohnt zum Glück nur einen Kilometer von der Schule entfernt. Andere Kinder dagegen müssen bis zu 1,5 Stunden jeden Morgen laufen, selbst einer der Lehrer braucht für jede Strecke 1,5 Stunden mit dem Fahrrad! Allex hat eine Schwester, die schon mit 14 Jahren verheiratet wurde und 5 Brüder. Nach der Schule muss er seiner Familie auf dem Feld helfen und in seiner Freiheit spielt er am liebsten Fußball oder liest. Er ist sehr glücklich zur Schule gehen zu können, denn seine Eltern hatten damals nicht die Chance dazu und auch bei einigen seiner Brüder scheiterte es an zu hohen Schulgebüren. Die Miteme Primary School ist ja zum Glück umsonst!
Wenn Allex erwachsen ist, möchte er unbedingt ein Doktor werden und anderen Menschen helfen – das steht fest!



Als wir schließlich wieder gehen mussten, kamen einige Klassen zur Verabschiedung nach draußen und zeigten uns begeistert die von ihnen gemalten Bildern von ihrer Schule, ihrem Dörfern und Tieren. Ich war so mit ihnen beschäftigt, dass ich gar nicht merkte, dass alle anderen schon startklar in den Autos saßen und ich die einzige war die noch fehlte. Auch wenn es mir nicht leicht fiel musste mich deshalb von den vielen glücklichen Kindern trennen, mit denen ich gerne noch ein wenig mehr Zeit verbracht hätte.